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Wirbellose I

Es folgt Teil I der Ausführung der bei Tiere aufgeführten Übersicht (Schwämme bis Weichtiere).       

Schwämme (Porifera)

I

Die Schwämme und die folgend vorgestellten Plattentiere werden traditionell zu den Gewebelosen (Parazoa) zusammengefasst. Es sind weder Muskel- noch Sinneszellen, Organe oder ein Nervensystem vorhanden. Es handelt sich um einkeimblättrige Tiere; moderne, phylogenetische Systematiken stellen die beiden Taxa nicht mehr zusammen.


Die Schwämme bilden einen sehr alten Stamm im Tierreich und leben weltweit in den Meeren; auch im Süßwasser lebende Arten kommen vor. 


Die plattenartige Deckschicht der Schwämme enthält kleine Poren, die Ostiden genannt werden. Sie dienen der Aufnahme von Wasser und leiten es über ein Kanalsystem in den zentralen Hohlraum, den Gastralraum. Dort, oft in Geißelkammern, befinden sich kleine Kragengeißelzellen, deren Geißeln sich lebhaft bewegen und dadurch einen Wasserstrom durch den Schwamm erzeugen. Es werden dabei Nahrungspartikel aus dem Wasser filtriert und aufgenommen; das eingestrudelte Wasser verlässt durch eine Öffnung, die Oskullum genannt wird, den Schwammkörper dann wieder. Die Amöbozyten sind Zellen, die mithilfe von Scheinfüßchen im Schwamm herumwandern - sie verteilen bsw. die Nährstoffe und sind außerdem in der Lage, viele andere Arten von Zellen zu bilden, etwa Skelettzellen und Keimzellen. Das innere Skelett, welches den sonst weichen Schwamm festigt, besteht aus kalkhaltigen Nadeln oder Fasern. Diese als Spicula bezeichneten Nadeln bestehen entweder aus Calcit (etwa bei den Kalkschwämmen) oder Kieselsäure (bei den Kieselschwämmen) - bei den Hornkieselschwämmen spielt auch Spongin eine wichtige Rolle. 

Schwämme sind zwittrig oder getrenntgeschlechtlich und vermehren sich geschlechtlich oder ungeschlechtlich. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung kommt es zu einer Abschnürung von kleinen Teilen (oberflächlichen Zellverbänden), die zu selbstständigen Kolonien heranwachsen können. Bei der geschlechtlichen Vermehrung werden die Samenzellen in das Wasser abgegeben und von benachbarten Schwämmen durch Einstrudeln aufgenommen; die befruchtete Eizelle entwickelt sich dann zu einer Larve.

I

Hornkieselschwämme (Demospongiae)

I

Die Hornkieselschwämme sind rezent die größte Klasse der Schwämme. Sie leben fast ausschließlich im Meer; nur wenige Arten kommen im Süßwasser vor. Das Skelett besteht aus siliziumdioxidhaltigen Spicula (Kieselspicula genannt) und Spongin. Es kommen aber auch Arten vor, die nur Spicula oder nur Spongin enthalten. Beispiel für eine letztere Art ist der Gewöhnliche Badeschwamm (Spongia officinalis), der aufgrund des enthaltenen Spongingeflächts als Badeschwamm Verwendung findet.

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An den Strand angespülter Schwamm. 

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Schwamm unbekannter Art. 

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Lederschwamm (Sarcotragus spec.).

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Süßwasserschwamm (Spongillidae). Bild: Oleg Kirillow,  Spongillidae middleCC BY-SA 3.0.

Kalkschwämme (Calcarea)

I

Alle Kalkschwämme leben ausschließlich im Meerwasser. Dort befinden sie sich bevorzugt im flacheren Bereich oder in Höhlenbereichen und sitzen vielfach auch im Innern leerer Schneckenhäuser, Muschel- oder Seeigelschalen; die Skelette bestehen aus Calcit und weisen ein weites Formenspektrum auf. 

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Glasschwämme (Hexactinellida)

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Glasschwämme leben ebenfalls ausschließlich in den Meeren, dabei bevorzugt in der Tiefsee und gehören zu den ältesten vielzelligen Tieren der Erdgeschichte - sie wurden in 545 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten entdeckt. Das Skelett weist sehr außergewöhnliche, lange und aus amorphem wasserhaltigem Siliziumdioxid bestehende Nadeln auf. Die Schwämme können mit diesen langen Glasnadeln bzw. -Fäden mit dem Untergrund verbunden sein; es ist eine Art bekannt, die eine 3-Meter-Nadel ausbildet, mit der sie tief im Meeresboden des indischen und pazifischen Ozeans verankert ist.

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Gießkannenschwamm (Euplectella aspergillum). Bild: Gemeinfrei.

Plattentiere (Placozoa)

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Die Plattentiere bilden einen eigenen Stamm, zu dem bisher nur die Art Trichoplax adhaerens gezählt wird. Sie wurde von einem deutschen Zoologen, Franz Eilhard Schulze, in einem Meerwasser-Aquarium eines Zoologischen Instituts entdeckt und später in verschiedenen Gewässern der Erde nachgewiesen. 


Sie sind die strukturell am einfachsten gebauten Tiere; der Name rührt aus der flachen, platten- oder scheibenförmigen Gestalt der Tiere. Meist beträgt der Durchmesser nur einen halben, selten mehr als zwei oder drei Millimeter, wobei die Dicke wesentlich geringer ausfällt.

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Trichoplax adhaerens. Bild: Oliver Voigt, Trichoplax micCC BY-SA 3.0.

Nesseltiere (Cnidaria)

I

Die Nesseltiere und alle folgenden Stämme werden zu den Gewebetieren (Eumetazoa) zusammengefasst. Es sind echte Gewebe und Organe vorhanden. 

 

Desweiteren werden die Nesseltiere mit den danach vorgestellten Rippenquallen klassisch zu den Hohltieren (Coelenterata) zusammengefasst. Beide Stämme haben die mehr oder weniger radialsymmetrische Körperform, ein diffuses Nervennetz und die Zweikeimblättrigkeit gemeinsam. Es handelt sich um keine natürliche Verwandtschaftsgruppe.
 

Die Nesseltiere leben größtenteils in den Meeren und finden mit nur wenigen Arten auch in Süßgewässern Verbreitung. Zu ihnen gehören die Quallen ebenso wie die Seerosen, Seenelken und die Korallpolypen der tropischen Meere. Sie schufen zu einem wesentlichen Teil einen der artenreichsten Lebensräume der Erde, die Korallenriffe. Es ist eine sehr alte Tiergruppe; bereits in der sog. Ediacara-Fauna des späten Proterozoikums vor etwa 550 Millionen Jahren sind sie vertreten gewesen. 

Kennzeichnend sind ihre Nesselzellen, die an Tentakeln um den Mundraum herum liegen. Es sind Nesselkapseln enthalten, die bei Berührungsreizen explosiv toxische Nesselfäden abgeben. Die Nesseltiere sind radiärsymmetrisch gebaut und bestehen aus einer äußeren Epidermis, einer inneren Entodermis oder Gastrodermis und dem zwischenliegenden Mesogloea-Gewebe; es handelt sich um zweikeimblättrige Tiere. Die innere Zelllage ist für die Nahrungsaufnahme zuständig und umfasst den Gastralraum (Magen). Er besitzt eine große Öffnung, durch die nicht nur Nahrung eingeführt, sondern auch Abfallprodukte ausgeführt werden. Er erfüllt mit dem Mesogloea-Gewebe eine Stützfunktion. Nesseltiere besitzen Nervenzellen, die ein diffuses Netz bilden - Nervenzellkonzentrationen liegen bei den Polypen im Mundfeld, an den Tentakeln und dem Fußstiel und bei den Medusen (auch Quallen genannt) häufig um den Schirm.


Polypen- und Medusenform können als unterschiedliche Lebensstadien auftreten. Meist haften die Polypen durch eine Basalscheibe auf dem Untergrund. Die Tentakel, die um den Mundraum angelegt sind, sind naturgemäß vom Untergrund weg gerichtet - verbunden sind Fußscheibe und Körperenden-Kopfbereich durch einen Stiel. Der Medusen-Bau kann aus dem Polypen-Bau hergeleitet werden; die Medusen haben ein hutartiges Aussehen und die Tentakeln hängen frei nach unten zum Untergrund gerichtet. Sie lassen sich passiv von der Meeresströmung mitführen oder bewegen sich aktiv durch das Rückstoßprinzip. 


Nesseltiere ernähren sich mithilfe ihrer von Nesselzellen besetzten Tentakel von Beutetieren des Zooplanktons. Größere Tiere können auch größere Beute wie kleine Fische überwältigen. Einige Arten leben symbiotisch mit Algen zusammen - sie produzieren Kohlenstoffdioxid, welches von den Algen aufgenommen wird und die dann wiederum unter Sonnenlicht Sauerstoff und energiehaltige Kohlenhydrate produzieren, welche Nahrung für die Nesseltiere darstellen.


Die Fortpflanzung kann geschlechtlich und ungeschlechtlich (durch Knospung) geschehen; charakteristisch ist hier der Generationswechsel. Dabei wechseln sich ungeschlechtlich und geschlechtlich fortpflanzende Generationen ab - dies wird Metagenese genannt. Der Polyp erzeugt durch Knospung die Meduse, die sich vom Polypen loslöst und später auf geschlechtlichem Wege, also durch Befruchtung von Eizellen, wieder Polypen hervorbringt. Nur selten erzeugt der Polyp selbst Ei- und Samenzellen.

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Blumentiere (Anthozoa)

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Die Blumentiere bilden die größte Klasse der Nesseltiere und leben ausschließlich im Meer. Zu ihnen gehören unter anderem die Seeanemonen (Actiniaria), Zylinderrosen (Ceriantharia), Steinkorallen (Scleractinia) und Weichkorallen (Alcyonacea). Innerhalb der Klasse kommt nur die Polypenform vor - die Medusenform fehlt. Sie leben einzeln oder oft kolonial, überkrusten dann den Meeresboden und bilden Skelette unterschiedlichster Formen. 

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Zoanthus spec. (Ordnung Krustenanemonen).

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Pseudoplexaura spec. (Ordnung Weichkorallen). 

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Fischfressende Seedahlie (Urticina piscivora, Ordnung Seeanemonen).

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Flötenkoralle (Caulastraea furcata, Ordnung Steinkorallen). 

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Blasenanemone (Entacmaea quadricol, Ordnung Seeanemonen), rote Form. 

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Blasenanemone (Entacmaea quadricol, Ordnung Seeanemonen), hell-rosane Form. 

Stiel- oder Becherquallen (Staurozoa)

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Die Stielquallen, die sessil, halbsessil oder selten auch frei beweglich in den Meeren leben, weisen sowohl Polypen- als auch Medusenmerkmale auf. Der Körper kann in einen medusenartigen Oberteil und einen polypenartigen Stiel unterteilt werden. Sie machen keine Schwimmbewegungen, weshalb der subumbrellare Ringmuskel zwar meist noch vorhanden, aber stark zurückgebildet ist. Stielquallen sind getrenntgeschlechtlich. 

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Würfelquallen (Cubozoa)

I

Die Klasse der Würfelquallen umfasst im Meer vorkommende Tiere, die im Medusenstadium einen würfel- oder quaderförmigen Schirm aufweisen. An seinen Seitenflächen liegen perradial in Gruben vier kolbenförmige Sinnesorgane, die Rhopalien, auf der sich insgesamt 24 Augen und an der Basis die Statozyste (Gleichgewichtsorgan) befinden. Die Nesselgifte dieser Klasse gehören zu den stärksten Giften der Tierwelt. Die meist gefürchtetsten Quallenarten werden dieser Klasse zugeordnet, zum Beispiel die Art Chironex fleckeri aus der Gruppe der „Seewespen“. Würfelquallen sind getrenntgeschlechtlich; im Medusenstadium erfolgt die Fortpflanzung geschlechtlich und im Polypenstadium ungeschlechtlich durch Knospung.

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Seewespe (Chironex fleckeri). 

Schirmquallen (Scyphozoa)

I

Die Schirm- oder Scheibenquallen sind durchsichtige Tiere und besitzen eine Schirmglocke aus einer dicken Gallertmasse. Sie sind in der Regel größer und lebhafter als die Medusen der als nächstes vorgestellten Hydrozoen. Am Schirmrand entspringen die Tentakel; hier liegen auch die Licht- und Tastorgane, die Rhopalien. Sie leben meist in Küstennähe, da die Polypen ein geeignetes, festes Substrat benötigen - jedoch kommen auch im offenen Meer lebende Quallen vor, die keine Polypengeneration bilden. Die Fortpflanzung erfolgt abwechselnd ungeschlechtlich durch Knospung und geschlechtlich.

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Kompassqualle (Chrysaora hysoscella, Ordnung Fahnenquallen).

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Gepunktete Wurzelmundqualle (Phyllorhiza punctata, Ordnung Wurzelmundquallen).

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Mangrovenqualle (Cassiopea andromeda, Ordnung Wurzelmundquallen).

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Ohrenqualle (Aurelia aurita, Ordnung Fahnenquallen).

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Kanonenkugelqualle (Stomolophus meleagris, Ordnung Wurzelmundquallen).

Hydrozoen (Hydrozoa)

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Die vielgestaltige Gruppe der Hydrozoen umfasst überwiegend im Meerwasser lebende Tiere, nur wenige Arten kommen im Süßwasser vor. Es tritt meist die Polypen- und Medusenform auf. Bekannt sind die Süßwasserpolypen und auch Medusenformen wie die Portugiesische Galeere. Die Vertreter der Hydrozoen zeigen häufig einen Generationswechsel und sind meist getrennten Geschlechts.

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Grüner Süßwasserpolyp (Hydra viridissima, Gattung Süßwasserpolypen). 

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Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii, Ordnung Limnomedusae). 

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Portugiesische Galeere (Physalia physalis, Gattung Seeblasen, Ordnung Staatsquallen).

Rippenquallen (Ctenophora)

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Die Rippenquallen, die ausschließlich in den Meeren vorkommen, besitzen keine Nesselzellen und unterscheiden sich vor allem deshalb von den Nesseltieren. Bekannte Arten sind etwa die Seestachelbeere, die Melonenqualle oder der Venusgürtel.


Sie sind fast immer radialsymmetrisch; die Körperachse verläuft zwischen dem Mund und der Statocyste, die dem Mund gegenüberliegt. Die Symmetrie wird äußerlich durch die zwei Tentakel im unteren Bereich und durch den Bau des Verdauungssystems im oberen Bereich durchbrochen - die obere Symmetrieebene ist gegenüber der unteren um 90° versetzt, der Bau der Tiere ist biradial. Wie bei den Nesseltieren gibt es die äußere Epidermis, die innere Entodermis und das zwischenliegende Mesogloea-Gewebe; auch die Rippenquallen sind zweikeimblättrige Tiere. Die Innenhaut umschließt den Gastralraum, der nur durch die Mundöffnung zugänglich ist und der sich ein schmaler Schlund anschließt. Die Rippenquallen besitzen zwar zwei Analporen, jedoch dienen sie nicht der Ausscheidung - auch dafür ist die Mundöffnung zuständig. Im Statocytstenbereich ist die Außenhaut von acht Bändern, den namensgebenden Rippen, durchzogen. Darauf befinden sich in Reihen angeordnet kleine Plättchen mit Geißeln. Bei Änderung der Lage im Raum erzeugen diese Plättchen einen regelrechten Ruderschlag und bei richtiger Synchronisation kann die ursprüngliche Lage des Tiers wiederhergestellt werden.


Meist sind die Rippenquallen farblos; Arten der tieferen Gewässer können allerdings auch gefärbt sein. Viele Arten können mittels Biolumineszenz Licht erzeugen. 


Fast alle Arten besitzen Tentakel (die seitlich Tentillen tragen, welche mit Colloblasten-Zellen besetzt sind), mit denen sie ihre Nahrung erbeuten. Dazu zählen Plankton, Würmer, Krebse, Nesseltiere, andere Rippenquallen und auch kleine Fische; ebenfalls kommt die schon bei den Nesseltieren beschriebene symbiotischen Beziehung mit Algen vor. Neben den Tentakeln nutzen einige Arten auch ihre muskulösen Mundlappen (die manchmal auch zur Fortbewegung eingesetzt werden), um sich Nahrung zu beschaffen. 


Die Fortpflanzung erfolgt fast nur geschlechtlich, wobei es sich bei den Tieren fast immer um Zwitter handelt. 

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Seestachelbeere (Pleurobrachia pileus, Klasse Tentaculata).

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Melonenqualle (Beroe ovata, Klasse Nuda). 

Orthonectida

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Bei den Orthonectida und allen weiteren Stämmen handelt es sich um Zweiseitentiere (Bilateria). Sie zeigen wenigstens im Larvenstadium eine Bilateralsymmetrie; das heißt, es gibt eine linke und eine rechte Körperhälfte, die jeweils spiegelbildlich zueinander aufgebaut sind. Meist gibt es eine Bauch- und eine Rückenseite sowie ursprünglich ein Hinter- und ein Vorderende mit Mund - häufig suchen Bilateria aktiv nach Nahrung, wobei die Entwicklung eines Kopfbereiches mit einem übergeordneten Teil des Nervensystems eine wesentliche Rolle spielt. Es handelt sich um dreikeimblättrige Tiere.


Die Orthonectida sind ein kleiner Stamm wurmförmiger Organismen mit meist weniger als einen Millimeter Körperlänge. Sie bestehen aus einer Hülle (Epidermis), die oft reich bewimpert ist - mithilfe der Wimpern schwimmen die Orthonectida. Im Inneren befinden sich zum größten Teil Keimzellen; zwischen Hülle und Keimzellen verlaufen Muskelbündel. Darm und Nervensystem existieren nicht. Die Tiere leben als Endoparasiten in verschiedenen wirbellosen Tieren und pflanzen sich in Form der Metagenese fort.

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Orthonectida. 

Rhombozoa

I

Bei den Rhombozoa handelt es sich um wurmförmige Organismen, die weniger als einen Millimeter bis fast einen Zentimeter lang werden können. Ihr Körper besteht aus 10-40 Zellen, ist zellkonstant (Eutelie genannt: Genau definierte, feste Anzahl von Zellen) und besitzt weder Höhlungen noch Organe. Er ist zweilagig und besteht aus einer großen, generativen Axialzelle mit Taschen, die von einer einschichtigen Epidermis umgeben ist. Rhombozoa leben in den Exkretionsorganen von Kopffüßern und pflanzen sich in Form der Metagenese fort.

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Rhombozoa. 

Xenacoelomorpha

I

Die wurmförmigen Arten des Stammes Xenacoelomorpha werden wenige Millimeter bis einige Zentimeter lang. Sie besitzen weder einen durchgängigen Darm, noch einen After oder Kiemenbögen und leben im Meer. 

Pfeilwürmer (Chaetognatha)

I

Die Pfeilwürmer und die Vertreter der folgenden 21 Stämme werden zu den Urmündern (Protostomia) zusammengefasst. Bei den Urmundtieren geht der Mund in der Embryonalentwicklung aus dem Urmund hervor, während der Anus aus dem hinteren Teil des Urmundes entsteht oder sekundär durchbricht. Das Zentralnervensystem der Tiere liegt bauchseits.

Die Pfeilwürmer werden wenige Millimeter bis einige Zentimeter lang und haben ihren Namen durch die pfeilartigen Strukturen des Kopfes einiger Arten erhalten; typischerweise schießen sie aber auch pfeilschnell auf ihre Beute zu. Der glasartig durchsichtige Körper ist stromlinienförmig, in Kopf, Rumpf und Schwanz gegliedert, trägt seitlich ein oder zwei Paar Flossen sowie eine Schwanzflosse und weist am Kopf hakenförmige Greifborsten aus Chitin und Zähnchen oberhalb des Mundbereichs sowie ein Paar Augen und ein Paar Fühler auf. Atmungs-, Kreislauf- oder Ausscheidungsorgane fehlen; eine Nervenstruktur mit Gehirn sowie Augen bei einigen Arten sind vorhanden. Pfeilwürmer sind Lauerjäger, die sich an der Wasseroberfläche oft in großen Mengen umhertreiben und können, wie eingangs erwähnt, blitzschnell vorwärts oder rückwärts schießen; desweiteren sind sie zwittrig. 

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Pfeilwurm.

Kelchwürmer (Entoprocta)

I

Die Kelchwürmer werden weniger als einen bis einige Millimeter groß und leben auf Schwämmen oder anderen Lebewesen meist im Meerwasser. Dort sind sie mit einem Klebefuß befestigt, dem sich ein muskulöser Stiel mit Kelch und Tentakelkrone anschließt. Sie leben als Filtrierer; innerhalb des Kelchs (daher auch der Name Kelchwürmer) liegen die Organe, darunter der u-förmige Darmkanal, der einen Großteil des Raumes einnimmt. Kelchwürmer können sich sexuell und asexuell fortpflanzen und sind zwittrig oder getrenntgeschlechtlich.

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Kelchwürmer. 

Cycliophora

I

Der Stamm Cycliophora umfasst einige hundert Mikrometer große Tiere, die sessil auf den Mundwerkzeugen von Hummern leben. Dort sind sie durch eine Fußplatte und einem Stiel befestigt und ernähren sich durch Einstrudeln von Nahrungspartikeln mithilfe ihres Cilienrings, der um die Mundöffnung sitzt. In der Nähe der Mundöfnung befindet sich auch der Darmausgang. Cycliophora pflanzen sich sowohl asexuell als auch sexuell fort; letztere ist eng mit der Häutung des Hummers gekoppelt.

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Cycliophora.

Kiefermündchen (Gnathostomulida)

I

Die nur wenige Millimeter langen, wurmartigen Kiefermündchen leben ausschließlich im Meer und vor allem in Sanden mit einem hohen Anteil an Sulfiden und organischen Stoffen. Der Name rührt aus dem Kieferpaar am Kopfbereich der Tiere, die alle Zwitter sind.

Micrognathozoa 

I

Limnognathia maerski ist die einzige Art dieses Stamms - es sind wurmförmige, weniger als einen halben Millimeter lange Tiere. Der Körper ist bewimpert, was der Fortbewegung und dem Heranstrudeln von Nahrungspartikeln dient; am Kopfbereich befindet sich ein Kieferapparat, der teilweise mit Zähnchen versehene Mundwerkzeuge umfasst. Die Art wurde zufällig von einer dänischen Studentengruppe in einer Süßwasserquelle im Westen Grönlands entdeckt, später fand man sie auch in der Antarktis. 

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Limnognathia maerski.

Rädertierchen

(Rotifera)

I

Die Rädertierchen können verschiedene Formen annehmen und sind typischerweise durch ihr Räderorgan gekennzeichnet. Diese beweglichen Wimpernkränze sitzen am Kopf und dienen neben dem Einstrudeln von Nahrungspartikeln auch der Fortbewegung. Es schließt sich der bei manchen Rädertierchen verpanzerte Rumpf an und an den Rumpf der Fuß (bei einigen Arten fehlt dieser aber), welcher durch Klebedrüsen ermöglicht, dass sich das Rädertierchen an einen Untergrund anhaften kann. Sie ernähren sich meist von Algen oder Detritus (zerfallende organische Stoffe in Gewässern); auch räuberisch lebende Arten kommen vor. Die Fortpflanzung erfolgt ungeschlechtlich oder geschlechtlich. Phylogenetische Untersuchungen haben ergeben, dass auch die Kratzwürmer (Acanthocephala) zu den Rädertierchen der klassischen Vorstellung gestellt werden müssen (anatomisch wird die These etwa durch die bei beiden Gruppen vorkommende Zellkonstanz unterstützt) - es handelt sich um Darmparasiten mit obligatorischem Wirtswechsel, wobei die Zwischenwirte meist Gliederfüßer (vor allem Krebstiere und Insekten) und die Endwirte Wirbeltiere sind. Durch ihren von Häkchen besetzten Rüssel verankern sie sich in der Darmwand ihrer Wirte. Alle Kratzwürmer sind getrenntgeschlechtlich und Parthenogenese oder eine ungeschlechtliche Vermehrung kommt nicht vor. 

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Rüsselrädchen (Rotifer vulgaris). 

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Der Kratzwurm Pomphorhynchus laevis.

Bauchhärlinge (Gastrotricha)

I

Die Bauchhärlinge oder Flaschentierchen sind wurmartige, unter einem Millimeter bis kaum zwei Millimeter lange Tiere, die eine etwa auf halber Körperhöhe beginnende Verdickung aufweisen, welche den Tieren ein flaschenartiges Aussehen verleiht. Am hinteren Körperende befinden sich zwei Fortsätze  mit Klebedrüsen, durch die sich die Tiere an Oberflächen anheften können. Durch die Zilien, die an der Bauchseite liegen, bewegen sich die Bauchhärlinge gleitend über den Untergrund fort. Sie ernähren sich von Algen, Detritus und Bakterien und erzeugen mit ihrem Schlund einen Unterdruck, der die Nahrungspartikel und Organismen in die Mundöffnung einströmen lässt. Sie leben weltweit im Meer- und Süßwasser; die Fortpflanzung erfolgt durch Jungfernzeugung oder geschlechtlich. 

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Bauchhärling.

Plattwürmer (Plathelminthes)

I

Der Stamm der Plattwürmer umfasst wurmförmige, abgeplattete Tiere, bei denen die meisten Arten parasitisch und einige Arten räuberisch leben. Sie besitzen einen Hautmuskelschlauch (Stützfunktion) und ein strickleiterförmiges Nervensystem; hingegen aber kein Blutkreislaufsystem, keine Atmungsorgane, keinen After (falls überhaupt ein Darm vorhanden ist) und keine echte Leibeshöhle. Die meisten Arten leben sessil in ihren Wirten, wobei die freilebenden Arten häufig im Süßwasser und im Meer an Felsküsten und Riffen anzutreffen sind. Vornehmlich sind Plattwürmer proterandrische Zwitter und pflanzen sich normalerweise geschlechtlich fort.

I

Strudelwürmer (Turbellaria)

I

Die Klasse der Strudelwürmer beinhaltet die freilebenden Arten. Sie kommen häufig im Süß- und Meerwasser und nur selten an Land vor. Strudelwürmer ernähren sich meist räuberisch und oft von sessil lebenden Beutetieren; hier wird der bewimperte, muskulöse Schlund ausgestülpt und dient dann dem Fang der Beute. Der Darm endet blind, kann ein- oder vielästig sein und wie alle Plattwürmer besitzen die Strudelwürmer keine Afteröffnung. Die Süßwasserplanarien - kleine, plattgedrückte Tiere von der Form einer winzigen Nacktschnecke - gehören bsw. zu den Strudelwürmern. Alle Arten sind Zwitter; das Taxon ist paraphyletisch.

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Süßwasserplanarien: Alpenplanarie (Crenobia alpina), Planaria cephala, Trauernde Planarie (Planaria lugubris).

Bandwürmer (Cestoda)

I

Die Bandwürmer leben endoparasitisch im Verdauungstrakt oder auch im Gehirn von Wirbeltieren. Sie besitzen meist einen Hakenkranz mit Saugnäpfen, der dem Festhalten an der Darmwand dient; eine Ordnung nutzt stattdessen das sogenannte Rosettenorgan. Auf den Kopf folgt der Hals, der die Wachstumszone des Bandwurms darstellt. Ihm schließen sich die "Glieder" an, die mit zunehmendem Alter länger werden und dann nur noch schwach miteinander verbunden sind. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Bandwürmer Zwitter. Ein bekanntes Beispiel ist der Rinderbandwurm, der im Darm des Menschen lebt - das Rind ist der Zwischenwirt. Auch der Schweinebandwurm, dessen Zwischenwirt häufig Schweine sind, kann im Dünndarm des Menschen vorkommen. 

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Rinderbandwurm (Taenia saginata).

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Schweinebandwurm (Taenia solium).

Hakensaugwürmer (Monogenea)

I

Hakensaugwürmer leben vornehmlich ektoparasitisch (nur wenige Arten sind endoparasitisch). Dabei kommen sie besonders oft auf der Haut, den Flossen und Kiemen von Fischen sowie an Amphibien und anderen Wirbeltieren vor - selten leben sie auch in nach außen offenen Körperhöhlen wie der Harnblase oder Mundhöhle. Sie besitzen in der Regel einen sehr muskulösen Saugnapf, den Opisthaptor; dieser kann auf bestimmte Wirte und dabei sogar auf bestimmte Körperregionen speziell ausgebildet sein. Zur weiteren Anheftung können Klebedrüsen existieren. 

I

Saugwürmer (Trematoda)

I

Bei den Saugwürmern handelt es sich ebenfalls um endoparasitisch lebende Plattwürmer, die fast alle blattförmig, abgeplattet und mit Saugnäpfen vorn, in der Mitte oder am Hinterende versehen sind. Die Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Saugwurm ist recht verwickelt; ihr Leben ist von Wirtswechseln geprägt: Der erste Zwischenwirt ist eigentlich immer ein Weichtier und meist eine Schnecke; über weitere Zwischenwirte ist der Endwirt dann meist ein Wirbeltier. Sie saugen sich durch ihren Mundsaugnapf oder ihre bauchseits gelegenen Saugnäpfe an der Wirtsoberfläche fest. Bekannte Vertreter sind die Leberegel. Die meisten Arten sind Zwitter. 

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Großer Leberegel (Fasciola hepatica).

Moostierchen (Ectoprocta)

I

Die im Wasser lebenden Moostierchen werden mit den fünf folgenden Stämmen zu den Lophotrochozoen zusammengefasst.

Bei den Moostierchen handelt es sich um winzige Lebewesen, die durch Knospung Kolonien bilden, welche dann als Überzüge auf Holzteilen oder Pflanzen erkennbar sind. Innerhalb der Kolonien kommt es immer zu Arbeitsteilungen. Der einzelne Weichkörper wird von einer Art Skelett umhüllt und geschützt. Er besteht aus dem Polypid, also einem Vorderkörper mit seinen beweglichen Tentakeln um den Mundbereich, und dem Cystid, also dem Hinterkörper, in den der Polypid durch Rückziehmuskel komplett eingezogen werden kann. Das Verdauungssystem ist u-förmig und die Afteröffnung liegt außerhalb des Tentakelkranzes neben dem Mundbereich. Moostierchen können sich geschlechtlich oder ungeschlechtlich fortpflanzen.

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Blättermoostierchen (Flustra foliacea).

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Süßwassermosstierchen (Phylactolaemata). Bild: LamiotCristatella mucedo 2014 11 10 a14CC BY-SA 4.0.

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Wulstmund-Moostierchen (Cheilostomatida) auf Gemeiner Miesmuschel mit Seepocken.

Schnurwürmer (Nemertini)

I

Der Stamm der Schnurwürmer umfasst oft recht bunt gefärbte Tiere, die meist einige Millimeter bis einige Zentimeter Länge erreichen; es sind allerdings auch Arten bekannt, die 30 Meter lang werden können. Merkmal ist ein spezieller, ausstülpbarer Rüssel, der Stilette und Giftdrüsen enthalten kann und neben der Jagd auch der Erkundung der Umgebung dient. Sie ernähren sich carnivor und sind meist getrenntgeschlechtlich; jedoch kommt auch Zwittertum vor. 

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Lineus geniculatus.

Ringelwürmer (Annelida)

I

Wesentliches Merkmal der Ringelwürmer ist der Erwerb eines echten Coeloms (sekundäre Leibeshöhle) und die Segmentierung des Körpers. Er kann ursprünglich in die Regionen Kopf, Rumpf und Hinterende eingeteilt werden und besitzt einen geschlossenen Blutkreislauf, ein bauchseits gelegenes Strickleiternervensystem und einen geradewegs von der Mundöffnung (hinter dem ersten Körperringel am Bauche) zum After verlaufenden, röhrenförmigen Darm. Ringelwürmer sind meist Wasserbewohner oder in der Erde lebende Feuchtlufttiere; die Atmung erfolgt durch die Hautoberfläche oder bei im Wasser lebenden Arten durch Kiemen. Charakteristisch sind auch die beweglichen Borsten vieler Ringelwürmer, die von der Epidermis abgeschieden werden; Anzahl und Form der Borsten stellen wichtige Unterscheidungsmerkmale dar. Die Fortpflanzung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Es gibt zwittrige und getrenntgeschlechtliche Fortpflanzung, lebendgebärende Arten, Larvalentwicklung, Sprossung, Generationswechsel. 

I

Gürtelwürmer (Clitellata)

I

Zur Klasse der Gürtelwürmer gehören auch die bekannten Regenwürmer oder Blutegel. Der Begriff "Gürtel" ist deshalb im Namen, weil der längliche Körper im vorderen Bereich eine gürtelartige Erhebung aufgrund zahlreicher Drüsen aufweist - Clitellum genannt. Am Körper sind kaum bis gar keine Borsten oder ähnliche Auswüchse vorhanden. Gürtelwürmer sind Simultanzwitter.

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Regenwurm (Lumbricidae, Unterklasse Wenigborster).

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Enchyträen (Enchytraeidae, Unterklasse Wenigborster).

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Pferdeegel (Haemopis sanguisuga).

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Glanzwürmer (Lumbriculus variegatus, Unterklasse Wenigborster). 

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Schlammröhrenwürmer (Tubifex sp., Unterklasse Wenigborster). 

Vielborster (Polychaeta)

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Die Vielborster weisen zahlreiche Borsten auf, die an jedem Segment als Stützelement und der Fortbewegung dienen. Es gibt neben den freilebenden Arten (bsw. den Seemäusen) auch sessil lebende Arten (bsw. Feder- und Röhrenwürmer). Zur Atmung sind oft Kiemen ausgebildet, was damit zusammenhängt, dass die Vielborster bis auf wenige Ausnahmen im Meer leben. Meist sind sie getrenntgeschlechtlich und selten Zwitter, wobei die Befruchtung außerhalb des Körpers stattfindet. Die Klasse ist paraphyletisch.

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Seemaus (Aphrodita aculeata).

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Federwurm der Klasse Polychaeta.

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Federwurm unbekannter Art.

Spritzwürmer (Sipuncula)

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Die unsegmentierten Spritzwürmer leben im Meeresboden und besitzen einen rüsselartigen Vorderkörper, der in den Hinterleib eingezogen werden kann. Am Kopfbereich sitzt ein Fühlerkranz, mit dem Nahrung aufgenommen werden kann - dazu gehören Detritus und kleine Organismen. 

I

Igelwürmer (Echiura)

I

Die Klasse der Igelwürmer umfasst ausschließlich in den Meeren lebende, unsegmentierte Arten, die von der Gezeitenzone bis zur Tiefseezone vorkommen. Sie leben meist halbsessil, wechseln also nur selten ihren Standort in dem oft weichen Substrat. Dort bauen sie Höhlen, in denen sie meist ihr ganzes Leben verbringen. Alle Arten sind getrenntgeschlechtlich und pflanzen sich auf sexuelle Weise fort.

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Penisfisch (Urechis unicinctus); ein Igelwurm, der in Japan, Korea und China gegessen wird.

Weichtiere (Mollusca)

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Die Weichtiere oder auch Mollusken sind ein großer, vielseitiger Tierstamm. Sie kommen vorwiegend in den Meeren vor, allerdings leben viele Arten auch in Süßgewässern oder an Land. Der Tierstamm ist sehr wahrscheinlich schon im späten Präkambrium entstanden.


Der Körper der Weichtiere ist unsegmentiert und kann im Allgemeinen in Kopf, bauchseitig gelegenen, muskulösen Fuß, rückenseitig gelegene, als Eingeweidesack abgesetzte Viscralmasse sowie Mantel (Pallium) unterteilt werden. Dieser Bau kann bei einigen Arten abgewandelt sein. Der Kopf ist mit einer Raspelzunge (Radula) ausgestattet und dient neben der Nahrungsaufnahme auch der Orientierung; der Fuß dient der Fortbewegung und stellt ebenfalls ein Grab- oder Haftorgan dar. Kopf und Fuß bilden meist eine funktionelle Einheit, weswegen auch vom Kopffuß gesprochen wird. Das Mantelepithel, die äußere Zellschicht des Mantels, scheidet bei vielen Arten zum Schutz des Weichkörpers ein Skelett aus Calciumcarbonat ab - dies kann in Form einer Muschelschale, eines Schneckenhauses oder kleiner Kalknadeln (Spicula) auftreten.

 

Der Blutkreislauf der Weichtiere ist offen; auch besitzen die meisten Arten Kiemen zur Atmung. Jedoch sind bei manchen auch Lungen vorhanden. 

 

Es kommen verschiedene Sinneszellen vor (Tast-, Geruchs-, Geschmacks- und Lichtsinneszellen); Kopffüßer, Schnecken und einige Muscheln haben sogar echte Augen ausgebildet. Auch die Tentakel der am höchsten entwickelten Kopffüßer besitzen jede Menge Sinneszellen - sie können Berührung, Geruch, Geschmack, Licht und Meeresströmung wahrnehmen.

 

Alle Kopffüßer, viele Schnecken und manche Muscheln sind getrenntgeschlechtlich. Auch Zwittertum ist bei manchen Arten weit verbreitet oder die Norm. 

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Stachelweichtiere (Aculifera)

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Die Stachelweichtiere bilden einen Unterstamm der Weichtiere; ihm gehören die Käferschnecken und Wurmmollusken (mit den Schildfüßern und Furchenfüßern) an. Wesentliches Merkmal ist das Fehlen der Molluskenschale bzw. der Ersatz durch Kalkeinlagerungen in der Außenhaut.

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Käferschnecken (Polyplacophora)

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Die dämmerungsaktiven Käferschnecken leben allesamt im Meer, bevorzugt in der Brandungszone und bilden eine Klasse der Weichtiere. Bei den heutigen Formen liegen rückenseits acht Platten, die verbunden und untereinander beweglich sind und von einer Art Gürtel eingefasst werden. So haben sie die Fähigkeit, sich wie eine Rollassel einzurollen. Sie ernähren sich von tierischem und pflanzlichem Substrataufwuchs und weiden diesen regelrecht ab; die Mundöffnung mit der Radula liegt direkt neben dem Kriechfuß. Käferschnecken sind getrenntgeschlechtlich und pflanzen sich meist durch äußere, selten nur durch innere Befruchtung fort. 

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Ischnochiton rissoi.

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Bunte Käferschnecke (Chiton olivaceus).

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Käferschnecke unbekannter Art.

Schildfüßer (Caudofoveata)

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Der Kopf mit Radula der Schildfüßer steckt meist im weichen Meeresboden, während das Hinterende mit den Kiemen in das Wasser ragt - ihre Nahrung entnehmen sie dem Sediment. Namensgebend ist das Fußschild, das im Bereich des Mundes liegt und zum graben verwendet wird. Sie sind getrenntgeschlechtlich mit äußerer Befruchtung.

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Furchenfüßer (Solenogastres)

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Furchenfüßer sind wurmförmige Tiere und weisen bauchseits eine Furche auf. In dieser befinden sich Drüsen, die einen Schleim produzieren, mit dem sie sich zusammen mit der bewimperten Furchenoberfläche gleitend über den Meeresboden bewegen können. Sie leben auch grabend im Sediment, aus dem die meisten Arten ihre Nahrung beziehen, oder besiedeln Korallen. Alle Tiere sind Zwitter. 

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Furchenfüßer.

Schalenweichtiere (Conchifera)

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Die Schalenweichtiere bilden einen weiteren Unterstamm der Weichtiere und umfassen mit den Schnecken, Muscheln und Kopffüßern auch die bekannteren Klassen. Wesentliches Merkmal ist hier das ursprünglich rückenseits liegende Außenskelett, etwa in Form von Schalen oder Gehäusen, sowie das Fehlen einer Cuticula auf der Rückenseite, der Besitz von Kiefern und paarig angelegten Statocysten. 

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Einschaler (Monoplacophora)

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Der weiche Körper der Einschaler oder auch Napfschaler, der aus einem großen Fuß, einem Mundfeld und der umgebenden Mantelhülle besteht, wird von einer Rückenschale umhüllt. Diese ist einschalig und nach vorne eingerollt. Die in der Mantelrinne befindlichen Kiemen dienen der Beziehung von Nahrung und der Atmung. Die Tiere leben vornehmlich in den tieferen Gewässern der Ozeane und sind getrenntgeschlechtlich.

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Einschaler.

Schnecken (Gastropoda)

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Das äußerlich wohl auffälligste Merkmal der Schnecken ist das bei vielen Arten vorhandene gewundene Gehäuse, das in verschiedensten Formen und Farben auftreten kann. Es ist meist asymmetrisch zu einer Körperseite hin gewunden - es gibt aber auch Arten, die kein Gehäuse tragen (Nacktschnecken). Das Gehäuse liegt auf einem Mantel, von dem es auch gebildet wird. Gehäuse und Mantel umgeben den Eingeweidesack schützend; den weiteren Körper macht der nach unten zu einer Kirechsohle abgeplatteten Fuß und der wenig scharf abgegrenzte Kopf mit Mundöffnung, Fühlern und Augen aus. Bei vielen Arten verschließt ein Schalendeckel, der Operculum genannt wird, die Öffnung nach Zurückziehen des Körpers. Auch eine kalkhaltige Schale (Epiphragma) kann zu Beginn der Winterstarre den Eingang verschließen, beispielsweise bei den Weinbergschnecken. Schnecken leben auf dem Land oder im Wasser, wobei sie sich durch ihren Fuß an Land über einen Schleimteppich und im Wasser auch über einen Wimperteppich fortbewegen. Der sehr bewegliche Fuß kann auch zum Graben oder Formen von Eipacketen benutzt werden. Sie sind Pflanzenfresser, Aasfresser oder räuberisch lebende Tiere und pflanzen sich sexuell fort, wobei neben getrenntgeschlechtlichen Arten auch Zwitter vorkommen (bsw. die Hinterkiemer, Lungenschnecken und Flossenfüßer).

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Gehäuse der Riesenstachelschnecke (Chicoreus ramosus, Familie Stachelschnecken). 

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Gehäuse der Krabbenschnecke (Lambis lambis, Familie Flügelschnecken).

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Garten-Bänderschnecke (Cepaea hortensis, Familie Schnirkelschnecken).

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Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis, Familie Schnirkelschnecken).

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Glanzschnecke (Oxychilidae, Familie Glanzschnecken).

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Große Wegschnecke (Arion sp., Familie Wegschnecken).

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Gemeine Bernsteinschnecke (Succinea putris, Familie Bernsteinschnecken).

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Gemeine Schließmundschnecke (Balea biplicata, Familie Schließmundschnecken).

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Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger, Familie Schnegel).

Kahnfüßer (Scaphopoda)

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Die Klasse Kahnfüßer umfasst im Bereich des Meeresbodens lebende Weichtiere, die durch ihr längliches, röhrenförmiges und zu beiden Seiten offenes Gehäuse gekennzeichnet sind. Dabei ist der Weichkörper von einem Mantel umgeben, der mit dem Gehäuse verwachsen ist. An der größeren Öffnung endet der muskulöse Grabfuß, der auch der Fortbewegung dient. Am Kopfbereich entspringen lang ausstreckbare Fäden (Captacula), mit denen die Kahnfüßer ihre Beute fangen. Die obere Öffnung des Gehäuses ragt aus dem Sediment oder zumindest in sauerstoffhaltigere Sedimentschichten. Augen sind nicht vorhanden und bei der grabenden Lebensweise auch nicht wirklich notwendig. Die Kahnfüßer sind getrenntgeschlechtlich und die Befruchtung findet extern statt. 

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Gehäuse des Gemeinen Elefantenzahns (Antalis vulgaris) und Nordeuropäischen Elefantenzahns (Antalis entalis).  

Muscheln (Bivalvia)

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Die zweiklappigen Muschelschalen sind das charakteristische Merkmal der Muscheln. Sie können durch Schließmuskeln zusammengezogen werden; häufig sind auch Schlosszähnchen vorhanden, damit beide Schalen seitlich nicht verrutschen. Die Muschelschalen gehen aus dem darunterliegenden Mantel hervor; beide schützen zusammen den Weichkörper der Tiere. Unter dem Mantelblatt jeder Seite befinden sich Kiemenblätter, die der Atmung und Nahrungsaufnahme dienen und bei den verschiedenen Arten unterschiedlich entwickelt und ausgebildet sein können. Zwischen ihnen liegt nach vorn zu der keilförmige, balkenförmige oder blattförmige Fuß, der zwischen den Schalen hervorgestreckt werden kann und der Haftung, Verankerung oder Fortbewegung dient. Der Kopf ist zurückgebildet und weißt oft nur noch einen Mundbereich mit Lippenanhängen auf. Alle Muscheln leben in Gewässern - sowohl im Meer als auch im Brack- oder Süßwasser und können getrenntgeschlechtlich oder zwittrig sein. 

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Schalen der Gemeinen Herzmuschel (Cerastoderma edule, Familie Herzmuscheln). 

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Schalen einer Koffermuschel (Donacidae, Familie Koffermuscheln). 

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Zebramuschel (Dreissena polymorpha, Familie Dreikantmuscheln).

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Schalen der Gemeinen Miesmuschel (Mytilus edulis, Familie Miesmuscheln).

Glatte Riesenmuschel (Tridacna derasa, Familie Herzmuscheln).

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Große Teichmuschel (Anodonta cygnea, Familie Fluss- und Teichmuscheln).

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Schalen der Sandklaffmuschel (Mya arenaria, Familie Sandklaffmuscheln). 

Kopffüßer (Cephalopoda)

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Der Name Kopffüßer kommt von den um den Mundbereich direkt am Kopf sitzenden Füßen oder besser Armen, mit denen sich die Tiere fortbewegen. Der Körperbau weicht beträchtlich von dem der bisherigen Weichtiere ab. Neben dem erwähnten, oft deutlich abgegrenzten Kopf, der Mundöffnung mit Radula und papageienartigen Schnabel, umliegende Arme mit dazwischenliegenden Tentakeln und Augen aufweist, kann der Körper in die weiteren Abschnitte Rumpfteil mit Eingeweidesack und bauchseits liegenden, taschenförmigen Mantel unterteilt werden. Die ursprünglichen Arten (wie die Perlboote und die ausgestorbenen Ammoniten) sind außenschalig. Bei den innenschaligen Kopffüßern sind die Hartteile umschlossen vom Mantel: Bei den Posthörnchen liegt unter diesem ein spiralig gewundenes Gehäuse, die Sepien haben eine längliche, elyptische Schulpplatte unter der Rückenhaut, die Kalmare weisen einen hornigen, länglichen Streifen im Mantel auf und bei den Kraken ist die ehemalige Außenschale auf knorpelartige Reliktstrukturen reduziert (wenn überhaupt). Das Nervensystem der Kopffüßer ist das leistungsfähigste aller Wirbellosen; psychisch sind sie unter diesen am höchsten entwickelt und sogar intelligenter als so manches Wirbeltier. Sie besitzen besondere Hautzellen (Chromatophoren), welche ihre Farbe ändern können und einige Arten sind auch der Biolumineszenz fähig. Fast alle Arten sind Räuber und leben ausschließlich von tierischer Nahrung (etwa von Krebsen, Muscheln und Fischen), die aktiv gejagt und mit den Tentakeln ergriffen wird. Der Verteidigung und Täuschung dient oft Tinte, die durch Drüsen hinter dem Anus gebildet und durch die Mantelhöhle ausgeschieden wird. Es gibt sowohl freischwimmende als auch am Boden lebende Arten. Viele Kopffüßer verfügen über ein ausgeprägtes Sexualverhalten; sie sind getrenntgeschlechtlich und pflanzen sich sexuell fort. Die beeindruckenden Riesenkalmare erreichen eine Länge von bis zu 13 Metern und Erzählungen über Sichtungen wurden lange Zeit dem Reich der Mythen und Legenden zugewiesen.

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Gemeiner Krake (Octopus vulgaris, Ordnung Kraken, Unterklasse Tintenfische).

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Gemeiner Krake (Octopus vulgaris, Ordnung Kraken, Unterklasse Tintenfische) an Aquarienscheibe. 

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Schulp der Sepien (Sepiida, Ordnung Sepien, Unterklasse Tintenfische).

Schale der Perlboote (Nautilidae, Unterklasse Altkopffüßer).

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Gehäuse der Posthörnchen (Spirula spirula, Unterklasse Tintenfische).

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